Mittwoch, 10. Oktober 2012

Taschenbuch

 

Ich weiß nicht, welche Probleme Sie mit Büchern haben, da Sie diesen blog lesen, offenbar keine ganz grundlegenden. Wenn Sie sich im allgemeinen in einen bequemen Sessel verfügen, um dort ausschließlich in handsignierten Originalausgaben zu blättern, müssen Sie nicht weiterlesen, es würde Sie nur gruseln.

Mein Problem mit Büchern ist nämlich, dass ich wohl einen Sessel hätte, aber keine Zeit, mich hineinzusetzen und wenn ich es doch tue, bin ich eingeschlafen, bevor ich das Vorwort überblättern konnte. Letzte Nacht bin ich z.B. davon aufgewacht, dass mir die Lampe ins Gesicht knallte, ich halb auf meiner Brille lag, die ich zum Lesen gar nicht mehr brauche und vermutlich gerade die Stelle im Buch gefunden hatte, wo ich zuletzt war, als mich die Schlafpolizei aus dem Verkehr gezogen hat. Bett ist also auch suboptimal.

Nein, wenn ich lesen will, muss ich mir dazu eine Umgebung suchen, die mich aktiv am Einschlafen hindert. Also kommt das Buch in die Tasche. Miss Magacuki liest in der Bahn. Im Fahrstuhl. Auf der Straße. An der roten Ampel. Dann verschwindet das Buch wieder in der Tasche. Jetzt kommt mein Problem ins Spiel. Zwischen den Seiten meiner Bücher finden sich bisweilen das Portemonnaie, eine Überweisung, eine Kastanie, liebevoll von den Kindern gebasteltes und hin und wieder sogar essbares, Krümel nicht mehr zurückverfolgbaren Ursprungs, so Zeugs eben, was keinesfalls zwischen die Seiten von schlimmstenfalls geborgten Büchern gehört.

Natürlich könnte ich aufhören, unterwegs zu lesen. Aber es geht auch aufwendiger. Neulich zum Beispiel habe ich mir ein Buch gekauft, unter dessen schon beim Kauf reichlich ramponierter Schutzhülle ein blütenweißer Leineneinband zum Vorschein kam. Und ich wollte in den Urlaub. Mit dem Buch. Also erinnerte ich mich wieder der durchsichtigen Folie, für die ich auch den Teflonfuß brauchte, was ich vor einer Weile mal vergessen hatte und zauberte flug eine Schutzhülle für die Schutzhülle. Solche Folie gibts vom Meter, da wo es Vinyltischdecken gibt oder einfach Wachstuch. 

Schutzumschlag auf die Folie legen, einen Hauch länger und mindestens einen Zentimeter höher aus Folie ausschneiden, beide Enden einschlagen, festnähen, wer will, fasst hinten ein Band mit als Lesezeichen. Oder am Buch ausmessen, ist ja klar. Nur höher muss die Hülle sein, wir müssen ja noch die umgeschlagenen Enden festnähen.

(Der Stein gehört nicht dazu.) Kaum war ich fertig, fiel mir auch schon auf, dass das nur die halbe Miete ist, denn ich wollte ja auch noch verhindern, dass allerhand zwischen die Seiten gerät. Also nächste Urlaubslektüre vermessen, wieder etwas höher, aber jetzt deutlich länger als nötig zuschneiden, so dass man das Buch auf der einen Seite wie damals die Schulbücher in die Hülle einfädeln kann und die andere Seite der Hülle die offenen Buchseiten verschließt. Hier gibt es jetzt bestimmt pfiffige Ideen zum Zumachen, ich habe mich für die bewährten kam snaps entschieden. Bei mir steckt übrigens die Buchrückseite fest im Schutzumschlag, während der lange Überstand die Buchseiten von vorn nach hinten verschließt. Der Knopf sitzt hinten. Wenn ich das nicht mehr mag, kann ich den Umschlag natürlich auch umdrehen, der hat ja kein Muster, was dann Kopf stünde.
 

Bevor Sie jetzt Ihre komplette Bibliothek vermessen, nähen Sie lieber einen Umschlag Probe.  Es gibt vermutlich weniger aufwendige und umweltfreundlichere Methoden als diese. Wenn sie Ihnen dennoch gefällt, kaufen Sie möglichst wenig von der Folie, die Knicke vom Nachhausetragen gehen nämlich sehr schwer wieder raus. Vorher drücken sie sich ordentlich in die Seiten Ihres Buches ...

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