Donnerstag, 11. November 2010

St Martin

Heute etwas länger, für den Fan von langen Texten mit herzlichem Gruß und Dank für den Kommentar :)

Laternenumzüge rühren mich gern zu Tränen, keine Ahnung warum. Es gibt hier einen, da fährt die Polizei mit und ein Fanfarenzug ist dabei, dazu unzählige Kinder einer Riesenkita - da gibt es für mich kein Halten mehr.

Aber auch unser Kindergartenumzug ist, wenngleich viel ruhiger, so doch sehr schön. Zuerst gehen die Kids zusammen von der Kita in ihre Kirche, dort gibt es ein Martinsspiel, Kerzen werden herumgereicht, Hörnchen geteilt. Dann der Umzug mit Gitarre und Akkordeon diesmal, und am Ende geht es zurück in die Kita, der Weg zum Holzplatz war mit Kerzen erleuchtet und dort warteten ein Lagerfeuer, Stockbrot, Glühwein und Tee. Der Glühweinduft waberte so verlockend um die Ecken, dass ich keine große Lust hatte, noch sehr weit umzuziehen. Dabei trinke ich noch nicht einmal Glühwein :)

Wenn man nach mehrjähriger Erfahrung endlich kapiert hat, dass es am Martinstag eigentlich immer windig und kalt ist, die Verluste einiger kerzenbetriebener und deshalb abgebrannter Lampions lakonisch in Kauf nimmt, akzeptiert, dass irgendwer immer weint, schlau genug war, wenigstens warme Socken anzulegen und sich nicht davon irritieren lässt, dass man im dunklen Kindergarten-Garten seine nunmehr unbeleuchteten Kinder unter Unmengen von anderen unbeleuchteten Kindern und frierenden Eltern suchen muss, kann man einen sehr stimmungsvollen Abend haben. (Frieren beeinträchtigt das Philosophieren am Feuer ein wenig.)

Im Hause magacuki sind die Laternen Hausmarke und dürfen auch nicht weggeworfen werden (seufz). Da es keine sinnvolle Verwendung für sie gibt, stauben sie friedlich auf dem Küchenschrank ein, wurden bisher aber jedes Mal wieder mindestens noch einmal verwendet (wir laufen schon mal noch ein paar Tage abends Laterne, weil es so schön ist).

Edelhoffs Kreativkaufhaus erfreute uns mit regalmeterweise Büchern zum Thema Laterne, aber diesmal hatte das eine Kind irgendwann (k)einen Bock, so dass wir nach eingehender vor-Ort-Lektüre ohne neue Fachliteratur abgezogen sind und aus dem Gedächtnis basteln mussten.

Einer wollte eine Pilzlaterne mit Nase, wie sie dort ausgestellt war, der andere hatte in einem Kreativbuch (sorry, den Titel weiß ich nicht mehr, es waren so viele) eine Roboterlaterne entdeckt, die sollte es sein.


Ein eckiger Lampionkörper musste her, so was kann man fertig kaufen und freihand wird das bei mir gern schief und instabil. Zum Glück hat das Hobbystübchen bei uns um die Ecke so etwas da. Für die vorgesehenen Knöpfe hingegen waren KRONKORKEN unerlässlich. Eine Aufgabe für echte Männer - Vater und Sohn sind also freiwillig nochmal losgezogen und haben alles für eine große Bionade-Party eingekauft. Keine Ahnung, wo sie die Erdnüsse montieren wollten, die sie auch noch mitgebracht haben und warum in der Anleitung keine Schokolade stand :))

Beim Laternenlaufen hat mein Sohn ganz stolz erzählt, dass wir alle extra viel Bionade trinken mussten, damit er seine Knöpfe anbauen konnte :) Im übrigen ist die ganze Roboterlaterne ein Produkt unserer Jungsmannschaft. Ich war nur der Einkauf, die Fertigung war fest in XY-Hand.



Das Robotergesicht ist mit einer Lichterkette hinterlegt, die der Jungmann in einem Anfall von Testosteronüberproduktion mal eben zerrissen hatte und die (für den Physiktrottel) wundersamerweise trotzdem noch funktioniert. Elektrische Teelichter (gesehen im Baumarkt bei der Kasse und in 1-Euro-Läden) sind für Nichtraucher und notorische Feuerzeugvergesser eine gute Alternative an windigen Martinstagen und sie halten ewig, wir hatten aber gerade keine. Deshalb musste sozusagen zwei Minuten nach dem Losgehen eine LED-Lichterkette aus meinem Wohnzimmer dran glauben, die im Roboterkörper verschwand. Meinem Sohn habe ich erklärt, ein echter Roboter wäre innen auch voller Kabel :) Durch die nunmehr zwei Batteriefächer war sie ganz schön schwer, aber er hat sie tapfer getragen und viel Lob bekommen. Die wäre nicht "baby", sondern schon eine für ein richtiges Schulkind, befand das anwesende Fachpublikum. So viel Autonomie musste  sein, obwohl er, glaube ich, gerne bei den Kindergartenkindern mitgelaufen ist.


Das Pilzlein war friedlich wie sein Träger, immerhin hat der Sohn gefragt: Hast DU die Pilze selber gemacht? - Ich wusste gar nicht, dass du so gute Pilze kannst. Kleinvieh macht eben doch auch Mist :) Was die Pilzlaterne vielleicht besonders macht, ist die Kombination der Papiere. Ein Streifen Lampenfolie in grün mit Schmetterlingen, Käseschachtel - soweit Standard, aber ich hatte noch altes Velourpapier, das den Pilzhüten und Stielen etwas sehr flauschiges gibt. Das Gras vor den Stielen ist dann wieder grünes Transparentpapier, damit die Stiele noch durchschimmern. Und auch nicht bis in die Spitzen festgeklebt, dadurch wirkt es plastischer.


Braucht jemand eine Anleitung?
Zuerst die (Pilz-)Motive mit Holzleim auf die noch flache Lampenfolie kleben, Holzleim dabei schön dünn verstreichen und nicht auf das Velourpapier kleckern. Folie um die Käseschachtel legen, dabei den Überstand abmessen, bei uns etwa 7 mm. Zum Schlauch schließen, mit Büroklammern vorläufig fixieren und mit einem langen Klebestreifen einmal von innen und einmal von außen an der Naht entlangkleben.

Ich hab es auch mit Heißkleber verucht, war aber zu langsam, der Kleber war fest, bevor ich die Lagen zusammendrücken konnte.

Dann die Käseschachtel einpassen. Bei mir zeigt die "schöne", also die weiße Seite des Schachtelteils mit dem Loch übrigens nach unten, ich finde, man kann es besser festhalten, wenn es (im Querschnitt) praktisch wie ein u aussieht und nicht wie ein n.

Die Lampenfolie oben und unten mit kleinen Klebestreifenstückchen strahlenförmig einmal rundherum an der Schachtel fixieren. Wenn man aufpasst, dass die Klebestreifen nur da sitzen, wo die Laterne ohnhin nicht durchsichtig ist, sieht man das später auch mit Licht nicht durch.

Ausprobieren, ob die Laterne rundherum gleich schwer ist, sonst mit der Position der Bügel ausgleichen. Der Roboter zum Beispiel hat seine Bügel kurz hinter dem Kopf, weil der Kopf so schwer ist und die Laterne sonst immer vornüber kippen würde.

Die Kronkorken mit Heißkleber"bergen" fixieren oder Korkenscheiben dazwischen kleben, um den Hohlraum auszugleichen. Verschiedene Kronkorken wären vielleicht witziger. Die Arme sind einfach nur Spiralfedern von diesen Hüpftieren (Bastelladen).

Die Pilznase ein kleiner angemalter und aufgeschnittener Watteball aus dem Bastelladen. Fertig. Die LED-Lichterketten gabs im vorigen Jahr oder noch davor in der Weihnachtsdeko bei IKEA (auch in gelb und blau).

Nächstes Jahr würde ich gerne eine aus Schnipseln und einem Luftballon machen und ne echte Kerze reinstellen. Ich war noch im Kindergarten, als ich das zuletzt hatte :)) und war sehr frustriert, weil die Kerze ausging, umfiel, die Laterne brennen wollte. Aber jetzt bin ich ja schon groß :)

Keine Kommentare: