Freitag, 8. Juli 2011

handeln, dann handeln

Jetzt, wo ich so gejammert habe, musste ich doch gleich das halbfertige dicke Kaninchen vorkramen und zu Ende nähen.

Sonntag, 3. Juli 2011

Mozarts Wiegenlied verpacken

Die Schwester meiner Freundin hat ein neues Baby und wünscht sich einzig und allein eine Spieluhr. Ich fühle mich geehrt, denn ich werde als Fachfrau für Plüschviecher angefragt. Klar, mache ich.

Mir schwebt das dicke Tilda-Kaninchen vor, das ich seit Ewigkeiten für meinen Sohn machen soll (neben Wickel- und Strandkleid für die Tochter, grab bag für Tante, Kollegin und Schwägerin, Patchwork-Sporttasche für die Kollegin, Patchwork-Jeanstasche für die Schwiegermutter, Geburtstagsgeschenk für die Kindergartenfreundin, Gardinen für meine Eltern und all die Dinge, die ich beim Ja-Schreien geflissentlich ausblende), die Freundin möchte lieber den Hasi, den ich meiner Tochter genäht habe, aber der Schnitt ist weg und das ganze liebe Tier von der Konstruktion her eher nicht so der Spieluhrentyp.

Da fällt mir der urige Hase wieder ein, den ich um Ostern in einer ungarischen Kreativzeitschrift unter der Rubrik "Ich hab's geschafft!" gesehen habe. Nur ein Foto, keine Anleitung, denn das waren die Leserzuschriften mit Bildern vom Gewerkelten. Das Buch, in dem man die Anleitung auch hätte finden können, vergriffen. Und natürlich habe ich auch genau die Ausgabe der Zeitschrift nicht, in der die Anleitung 2006(!) abgedruckt war. Es war schon ein bisschen Logistik und Netzwerk (danke, Mädels!!) nötig, um an den Schnitt zu kommen. Aber jetzt habe ich ihn und der soll's nun also werden.

Nur stand ich gestern irgendwie so komplett auf dem Kreativschlauch, dass ich jetzt noch die Hälfte der Hasenteile übrig habe, weil ich die heute alle neu machen musste. Gestern hatte das Kerlchen noch Fellohren, sagt MeinEinerLeser, die müssten irgendwie stehen. Hmpf. Ich mag nicht, wenn er recht hat.

Spieluhren werden meist aufgehängt, nur hatte ich die Aufhängung beim Kopfnähen vergessen. Die Vorderteile mit Schabrackeneinlage zu verstärken, damit sich die Spieluhr nicht durcharbeitet, war angesichts von Kurvenlage mal Bauchansatz kein wirklich blendender Einfall. Bis zuletzt habe ich keine Ahnung, wo ich den Reißverschluss einsetzen könnte, denn die Uhr soll zum Rausnehmen sein, so war es gewünscht, damit das Teil nicht nur geliebt, sondern auch gewaschen werden kann. Ich weiß noch einen Grund: Die Spieluhrschnur zieht bei jedem Abspielen etwas von der Füllung in die Uhr bzw. vor den Kasten und wenn sich dort ein ausreichend großer Pfropfen gebildet hat, spielt sie nur noch zwei Takte. Den muss man also abpulen können.

Zum Aufziehen wollte ich irgendwas wie eine Biene oder Möhre machen, an der man zieht und die dem Hasen auf den Bauch oder die Hand wandert. Heute morgen macht mich MeinEinerLeser darauf aufmerksam, dass die Schnur nur gerade nach unten bzw. nach vorn gezogen werden kann. Er sagt, bleibt nur die Rückenmitte.

Also brauche ich zwei neue Rückenteile, denn der alte Rücken ist ein Stück, da kann ich nicht mal eben einen Reißverschluss reinzaubern. Der Reißverschluss ist nach dem 3. Versuch endlich da, wo er hingehört, dafür zeigt sich viele Arbeitsschritte später, dass der Schlitz zu klein ist und die Uhr nicht ums Verrecken durch den RV passt. Hat schon mal wer verscuht, einen NahtRV per Hand nachzunähen??! Irgendwann geht auch das, dafür ist er jetzt leider nicht mehr ganz so unsichtbar wie zu Beginn.

Die Nase sticke ich bestimmt zehn Mal in verschiedenen Rosa- und Grüntönen, Garnen und Größen, bis sie mir gefällt. Den Bart nur dreimal, als die Form stimmt, ist das Stickgarn zu dick, Nähgarn ist besser.

Und dann die Frage aller Fragen: Was kann man dem Hasen politisch korrekt zum Aufziehen zwischen die Beine hängen? Eine Möhre fällt ja nun aus, hat mir Annett Louisan beigebracht und Perlen dürfen Kinder nicht. Was jetzt ein grünes Herz ist, sollte mal ein kleiner Vogel werden, wollte aber nicht.
Du siehst, Karoline, alle Sorgen unbegründet, ich hab vielleicht gerade eine weniger erleuchtete Phase :) Aber nun ist das Häschen fertig und spielt Mozarts Wiegenlied, darf ich vorstellen? Alle Liebe, Baby!