Samstag, 4. April 2020

Martiniza

Wir hatten früher einen Schüleraustausch mit Bulgarien, die Sache mit der Martiniza kenne ich also schon ewig, ich hatte sie nur so halb vergessen bzw. hatte ich einfach nie eine. 

Eine Martiniza ist, so wie ich sie kannte, ein rot-weißes Armband, das man sich am 1. März schenkt und trägt, bis man Frühlingsboten sieht, einen blühenden Baum, oder, wie es mir von meiner Austauschschülerin erklärt wurde, den ersten Storch. Dann nimmt man die Martiniza ab und legt sie unter einen Stein. Oder hängt sie in den blühenden Baum. Spätestens am 1. April kommt sie ab. 

Umso glücklicher war ich, als ich vor fast zehn Jahren zufällig eine auf dem Donausalon am Stand von Bulgarien gesehen und geschenkt bekommen habe. Ich habe sie sehr stolz den März über getragen und mich keineswegs beim ersten Zeichen des Frühlings von ihr getrennt. 

Von da an hab ich irgendwie jedes Jahr welche bekommen, nur nie genug für alle, die eine haben sollten. Und so hat sich mein großes Mädchen irgendwann selber welche gemacht.

In diesem Jahr wurde der Donausalon wegen Corona abgesagt, und das kleine Mädchen hat keine von seiner Freundin bekommen.

Ergo:

Die erste hat MEL bekommen, er war sehr stolz, obwohl sie nach Absperrband aussieht.

Das zweite, und daran sieht man, dass mit dem Alter doch manchmal auch der Verstand kommt, ich.

Ich bin, ganz ehrlich, furchtbar stolz auf meins und übersehe geflissentlich alle schon längst blühenden Bäume. Genau wie die vielen Störche, die ich neulich auf dem Weg zur Ostsee gesehen habe. Waren sicher ähh weiße Reiher.


Keine Kommentare: