Mittwoch, 30. November 2011

Neue Verwendung für lunchbags

Kurz vor dem Losgehen zur Geburtstagsparty der Tante fiel mir ein, dass ich zwar noch eine grab bag machen müsste, die aber nicht mehr schaffen würde, zu aufwendig ist das Innenleben, wenn man es eilig hat. Also bin ich auf zwei Lunchbags ausgewichen, habe aber erst nach dem Zuschneiden der Außenhülle festgestellt, dass ich keine Tüte für das Innenleben habe. Dumm gelaufen. Und was nun? Back to the roots! Vielleicht erinnert sich jemand, dass ich so verzweifelt war, weil ich nicht verstanden habe, um welche Sorte Einlage es sich in der ursprünglichen Anleitung handelt. Thermovlies war's, nicht zum Aufbügeln. Nein, so was hab ich nicht zu Hause, aber anderes Vlies. Nun hatte ich also lunchbags, die innen und außen aus Stoff sind und dazwischen eine Lage Polsterung. Kann ein Kind darin unfallfrei Frühstück transportieren? Vermutlich nicht. Will ein Zehnjähriger ein lunchbag mit Comic-Dinos? Vermutlich auch nicht. Stoff für große Jungs habe ich nicht und eigentlich kommt Denken vor Schneiden ... Was sagen die Chinesen? Wenn du es eilig hast, mach einen Umweg. So in der ganzen Gänze der Weisheit habe ich das nicht verstanden, aber Umweg ist gut und eilig habe ich es fast immer. Statt eines Umwegs habe ich dann doch nur schnell gemacht und herausgekommen ist - ein Krepelchen. Also eins, das die widerlichen Perfektionisten in diesem Atelier nicht aus der Hand geben. Also wende ich mich an meinen Sohn: Sohn, möchtest du ein Krepelchen? Dem Sohn gefallen die Dinos, er ist auch keine zehn. Das Menschlein, dass sicher mehrere hundert StarWars-Karten hat, guckt mich groß an und sagt, aber Mama, ich hab doch ein Lunchbag! Da merkt man wieder, das ist keine Frau. Eine Frau hätte sofort die unendlichen Möglichkeiten erkannt, die so eine Zweittasche für die Wahl der passenden Garderobe oder des passenden Frühstücks eröffnet.

Als ich mit fliegenden Händen all die Utensilien zusammenklaube, die zwei kleine Kinder brauchen, wenn sie zu einem 70. Geburtstag gehen und einen guten Eindruck machen sollen, also jedenfalls keinen schwererziehbaren, und den Sohn herumkommandiere, seine Sachen in eine eigene Tasche zu stopfen, klagt er: Aber die Gelstifte passen nicht in die Tasche! Da ist was dran. Zur Freude der Kids hat MEL eine 30-Stifte-Packung angeschleppt, die einen gefühlten halben Meter lang ist, dafür sieht man immer alle Stifte. Natürlich ist die Hülle aus Plastik, enthält sicher einen Eimer Weichmacher und hat nach den ersten Auf- und Zumachübungen die Druckknöpfe aus dem Dienst entlassen. Da kommt mir die Erleuchtung! a) wenn der Zehnjährige die lunchbag in Aktion sieht, will er sie vielleicht trotz des infantilen Musters haben und ich bin ein guter Gast, der an die nichtbeschenkten Kinder anderer Leute denkt. In meinen Augen leuchten kleine Heiligenscheine. b) wenn ich die Stifte in die bag stopfe, brauchen sie keinen halben Meter Platz und ich sie nicht zu tragen, denn dann passen sie in die Sohn-Tasche. Das Foto hat der Dino-Bändiger gemacht, der eigentlich sonst ein echtes gutes Auge für Bildkomposition hat. Na ja, man kann nicht immer alles haben :) Im Hintergrund der halbe Meter Stifte, so gesehen ist das Bild eigentlich doch gut komponiert, oder?

Beim Praxistest zeigt sich: a) das Fremdkind hat auch so kein Interesse. b) ein lunchbag als Stiftetasche ist unglaublich praktisch, sie kann stehen und wenn man den oberen Rand weit genug herunterkrempelt, ist jede Farbe bestens zu erkennen. (Dieser kultverdächtigen Funktion kann der vorausschauende Planer natürlich Rechnung tragen, in dem er die Stoffe so wählt, dass sie auch noch umgekrempelt etwas hermachen und außerdem vielleicht den Boden verstärkt.) Und anders als in den herkömmlichen "Schlampertaschen" muss man nicht herumkramen. Ich find's super.

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